Gemeinde Grünwald

Rathausstraße 3, 82031 Grünwald

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Geschichte

Herkunft des Ortsnamens
Der Ortsname „Grünwald” erscheint erstmals in einer Urkunde des Jahres 1288, als das Wittelsbacher Herzoghaus Eigentümer der Burg geworden war, und verdrängt die ursprüngliche Ortsbezeichnung „Derbolfing”, die auf den hier ansässigen Grundherren „Derbolf” oder „Terwolf” ins 6./7. Jh. verweist.

Wahrzeichen
Zierde und Wahrzeichen der Gemeinde ist die Grünwalder Burg, das Zinnen bewehrte ehemalige Jagdschloss der bayerischen Herzöge. Es ist die einzige, wenn auch nur in Teilen, erhaltene mittelalterliche Burg in der Münchner Umgebung. Seine Mauern beherbergen heute ein Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung, das – ausgehend von einem Modell der Grünwalder Burg, das sie in ihrer Glanzzeit darstellt, – anhand von zahlreichen Exponaten ihre Geschichte, aber auch - insbesondere für die jüngere Generation - die Verbreitung der Burgen in Oberbayern, ihre Entwicklung und die Technik des Burgenbaus mit den hierzu verwendeten Werkzeugen und den Alltag in einer Burg zeigt.

Frühgeschichte
Die Geschichte Grünwalds oder „Derbolfings” ist eng verbunden mit der Isar. Flussübergang und der Fluss als Transportweg waren ihre bestimmenden Faktoren. Nachweisbar ist der Übergang der Römerstraße Augsburg – Salzburg etwas südlich von Grünwald. Flussübergang und Transportweg mussten gesichert werden. Deshalb entstand einige Kilometer südlich von Grünwald bereits im späten 3. / 4.Jh. auf einem Sporn des Isarhochufers eine befestigte Ansiedlung, die „Römerschanze”, die bis zur Aufgabe von Brücke und Straße im frühen Mittelalter den Übergang schützte. Später übernahm diese Aufgabe die Burg in Grünwald, von der aus Fluss und Übergang einzusehen waren.
Geschichtlich ist der Ortskern von Grünwald in zwei Siedlungsbereiche gegliedert: das weitaus ältere „Dorf”, rund um den „Marktplatz” und dem „Herrschaftlichen Bereich” mit Burg, Jägerhaus (heute „Schlosshotel“) und Kirche andererseits.

Die Geschichte der Burg
Mit der Herausbildung der Grundherrschaften im frühen Mittelalter und spätestens in den kriegerischen Wirren des 9./10. Jhs. wurde neben dem „Dorf” ein verteidigungsfähiger Ort für den Grundherrn oder seinem örtlichen Sachwalter („Ministerialen”), als Fron- oder Salhof, erforderlich. Hierfür war der nach Süden und Westen steil ins Isartal abfallende Bergsporn prädestiniert. Hier konnte sich eine „Burg” oder „Veste” entwickeln. Sondierungsgrabungen im Jahr 2002 auf dem südlichen Teil des Burggeländes konnten Reste einer befestigten Anlage aus spätkarolingisch/ottonischer Zeit nachweisen.
Mit dem Grafen Friedrich I. von Dießen-Andechs, der 1003 als Gerichtsherr im Hachinger Tal genannt wird, wird erstmals eine Herrscherfamilie in unserer Gegend fassbar. Zu seinem Amtsbereich gehörte auch das königliche Gebiet zwischen Isar und Loisach bis gegen das Gebirge hin. Urkundlich belegt ist, dass zwischen 1160 und 1204/10 mit der Familie des Trageboto Zirke und anschließend mit dem mit ihnen vermutlich verwandten Ulrich von Vellenberg als Ministerialen die Grafen von Andechs Eigentümer waren.
Als 1180 Pfalzgraf Otto von Wittelsbach und nicht die Grafen von Andechs mit dem Herzogtum Bayern belehnt wurde, standen sich die beiden Geschlechter in unversöhnlicher Feindschaft gegenüber. Mit dem Erlöschen der Andechser im Jahr 1245 konnten die Wittelsbacher in der Folgezeit die vormals andechsischen Gebiete endgültig übernehmen. Erst 1272 wird die Grünwalder Burg in den Urkunden indirekt genannt, als am 11.Oktober in „Derboluingen” die Belehnung des Wittelsbacher Herzogs Ludwig II., „dem Strengen” (Regierungszeit: 1253-1294), durch Bischof Konrad II. von Freising (1258-1279) mit sämtlichen freisingischen Gütern erfolgte.
Ludwig II. und seine Nachfolger ließen die Burg erweitern und nutzten sie als Jagdschloss und „zu anderer Kurzweil”. Aber auch bei Bürgerunruhen in München (1398 durch Johann II.) und den regelmäßig in der Stadt grassierenden Pestepidemien war sie ein sicherer Zufluchtsort.
Ihre Glanzzeit und größte Erweiterung erlebte die Burg unter den Herzögen Sigmund und – vor allem – seinem Bruder Albrecht IV. (Regierungszeit: 1467-1508), der u.a. Torhaus mit dem Wappengiebel erbauen ließ und Palas und Schlosskapelle prächtig ausstattete.
Mit der „Grünwalder Konferenz” vom Februar 1522 gewann ein Ereignis der Grünwalder Geschichte europäische Bedeutung. Auf dieser Konferenz vereinbarten die beiden gemeinsam regierenden Herzöge, Wilhelm IV: und Ludwig X., dass Bayern auch künftig dem „alten Glauben” zugehörig sein solle. Dieser Beschluss wird heute als Beginn der Gegenreformation im Deutschen Reich und den habsburgischen Landen verstanden und hatte Auswirkungen, die die Geschichte Europas über die nächsten Jahrhunderte prägen sollten.
Mit Beginn des 17. Jh. erlosch das Interesse der Kurfürsten an der Burg. In der Folgezeit wurde sie als Schwaige, Pulvermagazin, Sondergefängnis für Adelige verwendet. Ausbleibende Reparaturmaßnahmen und die Unterspülung des Steilhanges durch die Isar führten zu ihrem fortschreitenden Verfall.
Mitte des 19. Jhs. hatte der Staat keine Verwendung mehr für das alte Gemäuer und versteigerte es 1879. Den Zuschlag erhielt der Präparator und Bildhauer Paul Zeiller. Er ließ sie im Stil der Romantik renovieren.
Seine Erben verkauften die Burg 1968 an eine Immobilienfirma, die aber den beabsichtigen Umbau zu einer Eigentumswohnanlage nicht realisieren konnte.
Schließlich erwarb sie am 21.03.1977 der Bayerische Staat und übergab sie nach durchgreifender Renovierung der Archäologischen Staatssammlung zur Nutzung.

Zur Geschichte des „Dorfes”
Das „Dorf” Grünwald blieb über Jahrhunderte eine Gemeinde von Bauern und Taglöhnern. Erst der Bau der Isarbrücke (1903) und vor allem die Eröffnung der Straßenbahnstrecke München – Grünwald am 13. August 1910 lösten einen starken Entwicklungsimpuls aus. Die Heilmann’sche Immobiliengesellschaft erwarb 1900 die Schwaige „Geiselgasteig” und entwickelte diesen Ortsteil zu einer bevorzugten Wohngegend wohlhabender Münchner. Ein Teil des Geländes wurde 1920 an die Filmproduktionsgesellschaft EMELKA veräußert, die darauf ein Freilichtstudio errichtete. Aus diesen Anfängen entwickelte sich die heutige Bavaria Film GmbH.

Wolfgang Kuny


 

Grünwald heute:
Ein erlebenswerter staatlich anerkannter Erholungsort mit rund 11.000 Einwohnern, direkt vor den Toren Münchens gelegen. Umgeben von grünen, in seiner Ursprünglichkeit erhaltenen Wäldern, die immer wieder zu neuen Wanderungen und Radlfahrten einladen. Ebenso beliebt sind Ausflüge in das romantische und landschaftlich reizvolle Isartal oder am Isarhochufer.

Das Wappen:
Das Wappen der Gemeinde Grünwald, verliehen am 17.05.1950 durch das Bayerische Staatsministerium des Inneren.

ortswappen


Wappenbeschrieb:
In Blau auf grünem Dreiberg ein silberner Turm mit Treppengiebel und Zinnenmauer, begleitet von zwei grünen Fichten; das Tor ist bedeckt mit dem Bayerischen Wecken.